Logistik und Durchführung transmediterraner Pilgerfahrten im Mittelalter / ZMS - Working Paper Nr. 7
Synopsis
Mittelalterliche Pilgerreisen sind in der Forschung bereits unter unterschiedlicher Perspektive bearbeitet worden. Pilger erhofften sich, durch den Besuch der Heiligen Stätten Palästinas, des Grabes des Jakobus in Santiago, der Stadt Rom oder anderer näher gelegener Pilgerorte Ablass, den Beistand Gottes oder den Sieg über Krankheiten. Ein besonderer Anstieg der Reisen ist im Hoch- und Spätmittelalter festzustellem. Die Pilger stammten aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten – aber nicht jeder konnte sich jede Reise leisten. Um Orte außerhalb der eigenen „Region“ oder des eigenen „Landes“ zu erreichen, waren hohe finanzielle Mittel notwendig.
Dieser Beitrag stellt exemplarisch mehrere überlieferte Reisen in den Fokus, deren Ziel das Heilige Land war. Gemeinsam ist diesen Reisen, dass es galt, das Mittelmeer zu überwinden bzw. die Reise auf See zu überstehen. Zu fragen ist nach der praktischen Gestaltung, der Motivation und der Finanzierung der Reisen. Es sollen die Vorbereitungen in den Blick genommen werden, die sich nicht nur auf die Reisegestaltung beschränkten, sondern auch diejenigen betrafen, die zurückblieben. Wie viel Zeit nahmen die jeweiligen Reiseabschnitte in Anspruch? Dabei gilt es, die Mittelmeerpassage in den Fokus zu stellen, um zu überprüfen, wie diese Route eine Professionalisierung über die Jahrhunderte hinweg erfuhr. Welche Erfahrungen machten die Pilger bei ihrer Einreise ins Heilige Land bzw. wie gestaltete sich der Umgang zwischen Christen und Muslimen? Die Reisen männlicher und weiblicher Pilger sollen kurz verglichen werden. Es gilt nicht nach dem Mittelmeerraum selbst zu fragen, welche Gefahren er barg oder welche Bilder über ihn bestanden, sondern wie das Meer konkret bereist wurde. Im Zentrum der Untersuchung stehen fünf mittelalterliche Reiseberichte. Robin Köhler vergleicht die Darstellungen des Johannes von Würzburg und des Theoderich aus dem 12. Jahrhundert. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt im späten Mittelalter: die Texte von Bernhard von Breydenbach (Linda Basha) und Hans Tucher (Eileen Bergmann) werden ebenfalls hinsichtlich der oben genannten Kriterien analyisiert. Anna Schiff stellt diesen den Bericht von Margery Kempe gegenüber.