Transmediterrane Mobilität im Mittelalter: Das Beispiel der lateinischen Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge / ZMS - Working Paper Nr. 8
Synopsis
Spätestens seit Peregrine Horden und Nicholas Purcell ihre einflussreiche Interpretation der mediterranen Geschichte zu einem Gutteil auf dem Konzept der Konnektivität gründeten, wird dem Aspekt der verbindenden Mobilität innerhalb der mediterranistischen Forschung eine gesteigerte Aufmerksamkeit gewidmet. Blickt man auf den vormodernen, spezieller noch den mittelalterlichen Mittelmeerraum, so darf besonders das Zeitalter der Kreuzzüge von ca. 1095-1291 als eine Epoche intensiver transmediterraner Austauschprozesse angesehen werden, welche die neuer-richteten lateinischen Herrschaften der Levante in einem engen kommunikativen Konnex mit dem Abendland verbanden.
Zusammenhalt und Kontakt stiftete dabei nicht zuletzt das gemeinsame Dach der römischen Kirche, unter dem die jüngere lateinische ecclesia orientalis in Outremer innerhalb ihrer Institutionen und Glieder mit den Glaubensgenossen in Westeuropa in vielfältigen Beziehungsnetzwerken stand. Vom Papsttum, das mit dem Legateninstitut seinen angestrebten universalen Primat durchzusetzen und aufrechtzuerhalten versuchte, über die transmediterranen personalen wie institutionellen Verknüpfungen innerhalb von Orden und Kongregationen, bis hin zu den Gebetsverbrüderungen und Fraternitäten einzelner Kirchen waren es vor allem Kleriker, die das Mediterraneum regelmäßig überquerten und sich auf diese Weise als höchst mobil erwiesen.
Die folgenden Ausführungen sollen spezifische historische Konstellationen aus der Gründungsphase der Kreuzfahrerherrschaften beleuchtet werden, in denen die Konnexion mit dem Abendland als geradezu konstitutiv für die lateinische Kirchen des östlichen Mittelmeerraumes wirkten. Dabei soll der Blick sowohl auf die Akteure als auch auf die Strukturen des Transfers, auf mobile Personengruppen, Transferwege, Frequenzen und Kontinuitäten des Austauschs gelenkt werden.