Nektar und Stachel: Bienenmetaphern in Wittenberg: Philipp Melanchthon, Lucas Cranach und Johann Stigel
Schlagworte:
Bienenmetapher, Melanchthon, Reformation, Lucas Cranach, IntertextualitätÜber dieses Buch
In den Schriften Melanchthons sowie im Umfeld der Wittenberger Reformation lässt sich die Konjunktur einer auf den ersten Blick unscheinbaren Metapher beobachten, die in diesem Zusammenhang eine neue Bedeutung und Aussagekraft erhält: die Metaphorik der Biene und die mit ihr verknüpften Aspekte von Nektar und Stachel. Der vorliegende Beitrag untersucht diese Metaphorik in den Schriften Melanchthons vor dem Hintergrund ihrer antiken und exegetischen Vorlagen und versucht, deren jeweilige semantischen Funktionen sowie deren spezifische Wirkungspotentiale im Kontext des reformatorischen Projekts auszuleuchten. Dabei rücken auch Verbindungen zur bildenden Kunst, insbesondere zu den Gemälden Lucas Cranachs in den Blick: Letzterer nimmt in seinen Darstellungen von Amor als Honigdieb das Thema eines hellenistischen Gedichts auf, das etwa zur gleichen Zeit im Melanchthon-Kreis diskutiert und übersetzt wurde. Insgesamt lässt sich beobachten, wie die Bienenmetaphorik auf dem Weg über verschiedene Kommunikationskanäle—literarische Texte, Bilder, Vorlesungen und Predigten—in weiten Umlauf gelangt und so zur semantischen Profilierung wie zur Verbreitung des reformatorischen Projekts maßgeblich beiträgt.