Design-Research in der Deutschdidaktik: Entwicklung, Erprobung und theoretische Konzeptualisierung fachdidaktischer Innovationen

Autor/innen

Juliane Dube (Hrsg)
Justus-Liebig-Universität Gießen
https://orcid.org/0009-0002-0228-1558
Wiebke Dannecker (Hrsg)
Universität zu Köln
https://orcid.org/0000-0003-0448-0403

Über dieses Buch

Das Forschungsformat Design-based Research (DBR) oder Design-Research (DR) existiert bereits seit den 1990er Jahren im englischsprachigen Raum in der Lehr- und Lernforschung. In dieser Zeit entstanden zentrale Publikationen sowohl zur Idee der Konzeptualisierung einer Bildungsforschung als „Design Science“ (Collins 1992) mit dem Anspruch, Forschung und schulische Praxis stärker zu verbinden als auch zur Idee, die Erforschung von Lernphänomenen in realen Situationen zu untersuchen (vgl. Brown 1992). Vereint sind die damaligen Ansätze über das Bestreben, das Design von Lernsituationen in den wissenschaftlichen Prozess aufzunehmen und den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu verbessern (vgl. Euler 2014: 16; Reinmann 2005: 58). Seither sind diese Publikationen zu einem zentralen Referenzpunkt für eine Vielzahl danach entstandener internationaler und nationaler Forschungsbestrebungen geworden, die designbasierte Forschung sowohl im Rahmen von 1:1 Experimenten als auch im Kon-text von ganzen Schulen durchführen (vgl. Cobb et al. 2003).

Seit den ersten Projekten, die dem Forschungsformat von Design Research zugeordnet werden können, hat sich dieses weiter ausdifferenziert bzw. unterschiedliche Umsetzungscharakter entwickelt. Einen gemeinsamen Schnittpunkt finden alle entwickelten Ansätze jedoch in dem Bestreben, Verantwortung für die konkrete Ausgestaltung des (Fach-)Unterrichts zu übernehmen: „Die Forschung gestaltet durch das Element der Entwicklung zukünftige schulische Praxis mit, indem sie längerfristig angelegte Änderungen nicht nur begleitet und analysiert, sondern auch mitträgt“ (Aigner 2017: 279). Auf der konzeptuellen Ebene verfolgen diese unterschiedlichen Bestrebungen demnach die gemeinsame Zielstellung, fachbezogene Unterrichtspraxis oder fachbezogene Hochschullehre, wie von Reinmann gefordert (2023: 81) nachhaltig, d.h. theoriegeleitet und -generierend weiterzuentwickeln (vgl. Prediger et al. 2012: 453). Es geht darum „den konträr zueinander liegenden Erwartungen von Theorie und Praxis gerecht zu werden, indem die konkurrierende Dualität von empirischer Beforschung und theoretisch gestützter Entwicklung durch eine wechselseitige Diskursivität abgelöst wird“ (vgl. Dube & Hußmann 2019). D(B)R trägt dazu bei „sowohl einen bildungspraktischen Nutzen zu stiften als auch theoretische Erkenntnisse zu gewinnen“ (Reinmann 2017: 50). Statt also die Verantwortlichkeiten zwischen Theorie und Praxis hin und her zu schieben, zielt der Forschungsansatz des D(B)R darauf, die kommunikative Abgrenzung von „wir als schulische Praktiker*innen“ und „ihr als universitäre Theoretiker*innen“ zu durchbrechen sowie Abwehrmechanismen und einseitige Rechtfertigungszwänge, die einen offenen Dialog behindern, zu überwinden (vgl. Lehmann-Wermser & Konrad 2016: 266).

Mit einem Sammelband zu D(B)R in der Deutschdidaktik sowie der Vorstellung ausgewählter deutschdidaktischer Projekte ist seitens der Herausgeberinnen die Absicht verbunden, die Diskussion, um das Selbstverständnis einer empirisch forschenden Deutschdidaktik fortzuführen und deutschdidaktische D(B)R-Projekte sichtbarer zu machen.

SLLD B Cover 11

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Veröffentlicht

July 19, 2024

Reihe

Angaben zur Monographie

ISBN-13 (15)

978-3-96955-038-0